Schopfheim. Noch knapp drei Wochen sind es bis zur Wahl: Am Dienstag, 25.09.18 haben sich die vier Bürgermeister-Kandidaten auf der ersten offiziellen Vorstellung in einer bis zum letzten Platz vollen Stadthalle Schopfheim über 800 Bürgerinnen und Bürgern präsentiert, und sich abschließend den Fragen aus dem Publikum gestellt. Die Reihenfolge war gesetzt: Entsprechend der Position auf den Stimmzetteln am Wahltag, die ausgelost wurde, stellte sich jeder Kandidat in einer zehnminütigen Rede vor.
Den Start machte so Roland Matzker (58), Kandidat der Grünen, der mit einer sechsköpfigen Patchwork-Familie lebt und bislang als Coach und Unternehmensberater sein Brot verdient. Eckpunkte seiner werbenden Rede waren die persönliche Vorstellung sowie originär grüne Themen: zukunftsweisende Verkehrskonzepte mit klarem Vorrang für Rad und öffentlichen Nahverkehr, die klimaneutrale Stadt, aber auch der Erhalt des Oberfeldplatzes als Treffpunkt der Generationen oder bezahlbarer, ökologisch zukunftsweisender Wohnraum sind ihm ein Anliegen, die er als gewählter Vertreter der Bürger voranbringen würde. Ausserdem steht er klar für den Erhalt – auch des Besitzes – kommunaler Gebäude. Seine Empfehlung zur Wahl seiner Person fasste er so zusammen: „Entscheiden Sie sich nicht für die wohlgesetzten Worte, sondern für das Tun und Handeln.“
Dirk Harscher (48) aus dem Ortsteil Langenau dagegen blickt mit selbstbewusstem Optimismus in die Zukunft: „Nach meiner Wiederwahl in acht Jahren ist mein Mindesthaltbarkeitsdatum das Jahr 2034“. Zumindest die Lacher hatte er da auf seiner Seite. Und es war der Einstieg als der jüngste Kandidat zu seiner versprochenen Strategie: Nachhaltige Langfristigkeit, seriöse Finanzplanung und „absolute, objektive Unabhängigkeit“ waren seine zentralen Argumente, die aus seiner Sicht für seine Wahl sprechen. Aber auch das „Ernstnehmen der Teilorte“, die offene transparente Zusammenarbeit mit den Bürgern und konsequente Orientierung an der Sache stellte der Bankkaufmann und Privatkundenberater der örtlichen VR-Bank weiter in den Fokus seiner Ausführungen.
Dann stieg Thomas Gsell (57) in die Kandidaten-Bütt. Als bekennender Fastnachtsnarr machte er gleich zu Anfang klar, was ihn antreibt: „Schopfheim ist für mich mehr als mein Wohnort, hier bin ich daheim und für diese schöne Stadt möchte ich mich von ganzem Herzen einsetzen“. Aber der zweifache Familienvater und Polizist im Brotberuf hat auch eine klare Agenda: Die vielen jetzt schon auf den Weg gebrachten Projekte und Herausforderungen möchte er seriös und sauber zu Erfolgsgeschichten machen, mit einem guten Dialog zu den Bürgern (Bürger-Sprechstunde), einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und einer soliden Finanzpolitik. Dabei sei sein Arbeitsweise am besten so erklärt: „Wenn die besseren Argumente überzeugen, lass’ ich mich gerne belehren“.
Josef Haberstroh (54) schliesslich setzte mit seiner Vorstellung den Schlusspunkt der ersten Runde. Für den diplomierte Forstwirt und Vater von zwei erwachsenen Töchtern ist die Kandidatur in Schopfheim eine Bauchentscheidung: Er habe sich auf Anhieb in die „Mischung aus Breitnau und Kirchzarten“ verliebt. So möchte er alle seine Erfahrung als amtierender und zum zweiten Mal gewählter Bürgermeister der Gemeinde Breitnau in die Waagschale werfen, um Schopfheim als liebens- und lebenswerte Stadt zu erhalten, aber vor allem auch zukunftsweisend zu entwickeln. Stichworte sind für ihn ärztliche Versorgung, Breitband-Ausbau, Stärkung der Zusammenarbeit mit Gewerbe und Industrie, eine solide Finanzplanung und -führung, die sich auf der Ausgabenseite fokussiert, aber auch alle Einnahmemöglichkeiten konsequent ausschöpft. Unbedingter Erhalt des Schwimmbads, die deutliche Verbesserung der Rathaus-Kommunikation, aber auch die Entwicklung der „Marke Schopfheim“ in Tourismus und Wirtschaft stehen für ihn programmatisch ganz oben.
Die zweite Runde gehörte dem Publikum. Dauerbrenner ärztliche Versorgung steht für alle Kandidaten auf der Agenda ganz oben, wobei – angesichts der Komplexität des Themas – allerdings auch alle im Ungefähren blieben. In Sachen Schwimmbad dann allerdings ebenso klare Festlegungen von allen vier Bewerbern um Schopfheim höchstes Amt: Das Schopfheimer Bad muss unter allen Umständen erhalten bleiben, wobei Thomas Gsell gar von einer Bestandsgarantie für das Schopfheimer und Schweigmatter Bad sprach. Einer eher laxen Moderation durch den Noch-Bürgermeister Christoph Nitz geschuldet war die Tatsache, dass mit Fortschreiten des Abends Fragen und Antworten eher zähe Ergebnisse zeitigten. Weil die Fragestellenden nicht zwischen Statements und Fragen unterscheiden konnten oder wollten. Was schließlich auch den konkreten Antworten durch die Kandidaten weder inhaltlich noch rhetorisch gut tat. So blieben auch die in Aussicht gestellten Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung ziemlich konturlos, wobei sich wiederum Roland Matzker und Josef Haberstroh einig waren: „Erfolgreiche Bürgerbeteiligung heisst, Bürger am Anfang eines Prozesses aktiv einbinden und nicht am Endes Verfahrens.“
Nach einem langen Abend war bestätigt, was Bürgermeister Nitz an den Anfang stellte: „Es ist gut und für das demokratische Gemeinwesen dieser Stadt vielversprechend, dass es vier ernstzunehmende, engagierte und vor allem miteinander fair umgehende Kandidaten gibt“. Denn die an diesem Abend gekommenen Besuchern konnten vier Kandidaten mit je einem eigenen klaren Profil kennenlernen.