Diskussion zur Flüchtlingsunterbringung bei Bürgerinformation in Todtnau
Todtnau (vwe). Bei der Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterbringung in den Notunterkünften in Todtnau und Muggenbrunn traten Landrätin Marion Dammann und Bürgermeister Andreas Wießner sowie Thomas Vollbrecht mit den Bürgern in Diskussion und standen ihnen Rede und Antwort. Ihre positive Botschaft brachte Landrätin gekonnt rüber und auch zu den Sorgen der Bürger bewies sie Fingerspitzengefühl und Contenance.
Zuerst meldete sich Eduard Behringer, der sich Gedanken über die Immobilien gemacht habe. Er denke, dass eine dauerhafte Unterkunft mit 2500 Quadratmetern Fläche auch zentral gestellt werden könne und schlug hierfür das Gebäude Gutmann in Aftersteg vor. Eine Notunterkunft sei keine Heimat für Leute, weil sie nur vorübergehend sei und das Feriendorf sei verkehrstechnisch schlecht zugänglich. Wießner informierte, dass man derzeit in Diskussionen sei für längerfristige Gebäude und bedankte sich für die Anregung auch dieses Gebäude zu prüfen. Behringer sprach von einem Schlüssel von acht Quadratmeter pro Flüchtling, Dammann entgegnete, dass dieser auf 4,5 Quadratmeter herabgesetzt wurde, was wiederum Behringer als viel zu gering empfand. Jan Rick, Betreiber des Hotels Sternen in Todtnauberg, sagte, er habe Angst um sein Hotel und um den Tourismus, wenn hier Flüchtlinge leben. Er zeigte sich sehr verärgert. Die Verwalterin Spatzl des Feriendorfs Todtnau, erwähnte dass auch über Fasnacht Gäste im Feriendorf sein werden und kein Haus storniert wurde, nachdem die Gäste über die Unterbringung der Flüchtlinge informiert wurden. Das Problem sei aber, dass am Wochenende kein Sozialbetreuer da sei. Mit den Leuten selbst habe man aber keine Probleme. „Wir brauchen nicht drei Sicherheitskräfte, sondern 24 Stunden jemand vom Sozialdienst“, so Spatzl. Vor ihrer Wohnungstür wären am Morgen 30 Flüchtlinge gestanden, die Hilfe brauchten. Zur Aussage von Rick sagte Dammann, dass man nicht die Erfahrung gemacht habe, dass Flüchtlinge das Leben erschweren. „Die große Mehrheit möchte nur in Frieden leben. Sie verstehe die Ängste, könne die Befürchtungen aber nicht bestätigen. „Wir haben so viele Flüchtlinge im Landkreis, aber es wird gesagt, wir merken sie gar nicht, weil sie auch nur wohnen und leben wie du und ich“, so die Landrätin. Zur Aussage von Spatzl sagte Dammann, dass es nirgends eine 24-Stunden-Betreuung gäbe, man werde die Menschen aber so instruieren, dass sie sich künftig nur noch an die Heimleitung wenden, das Verwalterehepaar müsse die Flüchtlinge streng an die Heimleitung und Sozialbetreuer verweisen. Reinhard Zahn von der Caritas sagte: „Wir sind im Krisenmodus“ und es brauche seine Zeit. Er wies auf die widrigen Bedingungen hin, unter denen die Flüchtlinge Donnerstagnacht das Feriendorf bezogen. Herr Spatzl regte an, dass die Folgetage nach dem Einzug mit Sozialarbeitern abgedeckt werden sollten und lobte die Unterkunft mit eigenem Häuschen für jede Familie und separaten Schlafzimmern. Zahn sagte, man habe bei der Unterkunft lediglich ein logistisches Problem für die Betreuer bei einem Betreuungsschlüssel von 1:100. Doch dies werde sich einspielen.
Dann meldeten sich auch Bürger aus Muggenbrunn zu Wort, die wissen wollten, was auf sie zukommt. Hierunter war auch Ortsvorsteher Markus Hendel. Ihm zufolge würden die Bürger kein Problem haben mit den Flüchtlingen, unter ihnen hätten sich schon viele dem Helferkreis angeschlossen. Doch so wie es angekündigt würde, dass es 120 Personen werden in Muggenbrunn, das sei zu viel, da würde dann auch das Verhältnis zur Einwohnerzahl von 225 nicht mehr stimmen. Dammann informierte, dass man grundsätzlich erst kurz vorher sagen könne, welche Nationalitäten kommen, man wolle Sozialverträglichkeit schaffen und habe gute Erfahrungen mit mehreren Nationalitäten an einem Standort gemacht. Sie sagte, dass von 120 Personen in Muggenbrunn nie die Rede war. Für vorläufige Unterbringung seien für Todtnau-Gesamtstadt 100 Personen eingeplant, kurzfristig wie in den Notunterkünften könnten es insgesamt auch mal mehr werden. Wo und wie die 100 Personen längerfristig untergebracht werden sollen, wird derzeit geklärt und dann entsprechend informiert. Eine Bürgerin informierten sich über die Chancen der Kinder, ob diese ein Recht auf Schule haben, Dammann entgegnete, dass sie erst nach sechs Monaten einen Anspruch haben, es jedoch mit dem Schulamt geklärt wird, sobald alle da sind, ob sie in die Schule kommen. Dammann informierte, dass es einen Fahrdienst gibt, aber nur zu speziellen Zeiten. Sie informierte auch, dass es bei den Notunterkünften um erste Maßnahmen zur Integration ginge. „Wir haben im Kreis verhindert, eine Turnhalle nach der anderen zu schließen, denn unsere Vereine sind uns wichtig“ –auf diese Aussage hin erhielt sie großen Applaus. Am Ende scheint Wießners und Dammans Botschaft gefruchtet zu haben, kamen doch viele Personen um sich beim Helferkreis zu informieren und trugen sich in die Liste der Helfer ein.
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