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Ein geplantes Hotel sorgt für Furore in Todtnau

Ein geplantes Hotel sorgt für Furore in Todtnau - meinWiesental.de

Hotelprojekt auf dem Radschert: 299 Betten, viele Diskussionen und ein Bürgerbegehren

In Todtnauberg ist auf dem Höhenrücken des Radschert ein 299-Betten-Hotel geplant – ein Projekt, das umstrittener nicht sein könnte. Schon mehrmals hatte die Stadt zu Bürgerversammlungen zum Thema eingeladen und immer wieder wurde deutlich: Gegner und Befürworter lieferten sich dabei einen Schlagabtausch. Und wie es aussieht, werden beide Seiten schon bald in einem Bürgerentscheid entscheiden, ob das Projekt realisiert wird oder eben nicht.

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Foto der geplanten Hotelanlage.

Was ist geplant?

Projektentwickler und damit Planer gemeinsam mit der Stadt ist Hubertus Wichmann, Geschäftsführer von Naturresort Todtnauberg GmbH. Ist das Hotel erst einmal gebaut, soll es von Landal GreenParks aus den Niederlanden betrieben werden. Investor ist Klaas Odink, Geschäftsführer der Van Wijnen Recreatiebouw.

Geplant ist ein Hotel mit 63 Suiten, die aufgebettet werden können. Mit Aufbettung kommt man auf 299 Betten. Diese Anzahl brauche man, damit sich der 4-Sterne-Standard, vor allem in Verbindung mit dem Schwimmbad, rechne. Elf Gebäude, an die alte Schwarzwaldbauform angelehnt, davon drei durch eine Tiefgarage miteinander verbundene viergeschossige Gebäude sollen entstehen, alle anderen sind dreigeschossig. Die Firsthöhe soll zwischen 15 und 18 Meter betragen. Mit dabei ist ein Gebäude für das Restaurant und ein Schwimmbad.

Gleichzeitig plant die Stadt die Vergrößerung des Parkplatzes auf dem Radschert.

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Blick vom Ratschert.

Der Naturschutz

Ein grundlegender Aspekt ist, dass der geplante Hotelbereich vollständig in einem FFH-Gebiet liege. Doch in einer Gemeinderatssitzung im November räumte Fachplaner Georg Kunz alle Bedenken diesbezüglich aus. Da für das Projekt keine erheblichen Beeinträchtigungen für das FFH- und Vogelschutzgebiet vorlägen, könne es – auch mit vorhandenem Alternativstandorten – auf dem Radschert realisiert werden. Dies wurde auch vom Landratsamt und Regierungspräsidium bestätigt. Ein Ausgleichskonzept für den Naturschutz sei zu erstellen und eine Waldumwandlung müsse erfolgen. Einige Bereiche seien aber für die Bebauung aufgrund von Naturschutz tabu.

Das sagen die Gegner

Wie bei vielen umstrittenen Projekten, sind auch beim Hotelprojekt vor allem die Gegner sehr laut geworden. Sie haben eine Bürgerinitiative gegründet und mit einer Unterschriftensammlung ein Bürgerbegehren eingereicht. Dafür reichten sie im Dezember die erstaunliche Anzahl von 1366 Unterschriften bei der Stadt ein. Ist alles rechtens, kommt es in wenigen Monaten zu einem Bürgerentscheid. Die Frage, die dann gestellt wird, lautet: „Sind Sie gegen den Verkauf und die Verpachtung eines Teils des Gemeindegrundstücks Flurstück Nr.1294 auf dem Radschert in Todtnauberg zum Zweck des Baus eines Hotels?“.

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Demonstration der Hotelgegner.

Im September 2018 traf sich die Initiative und viele weitere Gegner bereits zu einer medienwirksamen Demo auf dem Radschert. Auf der Weide, wo das Hotel gebaut werden soll, stellten sie Banner und Traktoren auf, um die Dimension des Hotelkomplex zu verdeutlichen. Mit Unterstützung durch grüne Politiker machten sie ihrem Ärger Luft.

Die Meinungen der Gegner: Eine Verschandelung der Landschaft sei der Bau „auf dem Filetstück des Dorfes“. Die Hotelanlage sei überdimensioniert und stelle mit dem damit verbundenen Verkehrsaufkommen eine zu große Belastung für die Bewohner des Dorfes dar, hieß es. Das Hotel agiere autonom als eine Art „Dorf im Dorf“ und sei ungeeignet, den Ort weiterzuentwickeln, so die Gegner. Sie befürchteten, dass die Betreiber ihre eigenen Mitarbeiter mitbrächten und eine Konkurrenz zu den kleinen bereits bestehenden Hotels, Vermietern und der Gastronomie im Ort darstellen würden.

Die Gegner schrieben schon mehrere Leserbriefe, gingen von Haus zu Haus. Zuletzt entwarf die Initiative eine Postkarte, die man als Gegner unterschrieben an den Bürgermeister schicken konnte.

Das sagen die Befürworter

In der Sitzung im November 2018 stimmte der Gemeinderat mit zwölf Stimmen für und mit drei gegen die Weiterverfolgung des Projekts. Der Ortschaftsrat Todtnauberg hingegen befindet sich bei diesem Thema in einer Patt-Situation. Die Stadt und allen voran Bürgermeister Andreas Wießner sehen in dem Projekt eine große Chance, die Stadt und den Tourismus zu stärken und voran zu bringen. Schließlich seien die Übernachtungszahlen in Todtnau in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen. Schon zehn Jahre lang plant der Bürgermeister ein solches Hotel und er ist überzeugt, dass das nun geplante Hotel auf dem Radschert eine gute Lösung sei.

Neben den Gegnern formierte sich dann auch eine Initiative für das Projekt: In der Interessengruppe „Entwicklung Pro Tourismus – Bergwelt Todtnau“ fungiert tatsächlich kein anderer als Fredi Boch, Todtnauberger Hotelier vom Hotel Engel, als Sprecher. Denn er sehe in dem Hotel eben keine Konkurrenz. Betreiber wie LandalGreenparks würden mit ihrer Werbung und ihrem Marketing die ganze Region nach vorne bringen. Auch der ehemalige Ortsvorsteher Arthur Strohmenger sowie Paul Gutmann sind Sprecher der Initiative. Alle drei trafen sich mit den Mitgliedern des Gewerbevereins Treffpunkt Todtnau, wo in einer lebhaften Diskussion klar wurde, dass sich auch der Gewerbeverein mehrheitlich für das Hotelprojekt ausspricht und durch das Hotel vor allem eine Stärkung des Gewerbes und des Einzelhandels sehe.

In der Sitzung wurde aber auch klar, wie emotional die Diskussionen um das Hotel geworden seien. Ein Unternehmer machte klar, dass bei diesem Thema die komplette Sachlichkeit weg sei. Kunden würden schon damit drohen, dass sie den Laden nicht mehr betreten, wenn man für das Projekt sei.

Die Meinungen von Gegnern und Befürwortern gehen stark auseinander:

Während die Gegner des Projekts mit einem Verkehrsaufkommen von 1000 Autos am Tag rechnen, rechnen die Planer mit 55 Autos am Anreisetag, plus Fahrzeuge der Lieferanten.

Die Planer entgegnen auch der Aussage „ein Dorf im Dorf“ zu kreieren zu wollen, sie würden die Umgebung mit einbeziehen wollen, keine eigenen Arbeiter mitbringen und die Verbindung zu lokalen Unternehmen suchen.

Vertreter der Stadt besichtigten bereits einen ähnlichen Ferienpark, ebenfalls von Landal Greenparks im österreichischen Bürserberg im Brandnertal und zeigten sich begeistert von dem Erfolg und Aufschwung, den der Ferienpark in den Ort brachte. Die Projektgegner hingegen besichtigten einen eher erfolglosen Ferienpark.

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Übergabe des Bürgerbegehrens.

Wie geht es weiter?

Noch ist man mitten in der Planung, die sich in einigen Punkten noch ändern könne. Sollte es zum Bürgerentscheid kommen, wird dieser voraussichtlich im Mai stattfinden. Erst dann kennt man auch das genaue Stimmungsbild der Bürger der Gesamtstadt Todtnau. Und erst dann weiß man, ob das Hotelprojekt gebilligt oder abgelehnt wird. Die Stadt wünscht sich den Bürgerentscheid gleichzeitig mit den Kommunalwahlen zu vollziehen, was aber eigentlich aufgrund gesetzlich vorgegebener Fristen nicht möglich ist. Einen Termin dafür gibt es also noch nicht.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Weitere Infos:

Landal Greenparks hat europaweit 85 Ferienüarks und ist noch nicht in Süddeutschland vertreten. In Todtnauberg rechnet der Betreiber mit deutschen, holländischen und belgischen Gästen und einem jüngeren Publikum.

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