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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Neuenweg

Elf junge Flüchtlinge werden im Gretherhof vom Verein Wiese betreut

unbegleitete-minderjaehrige-fluechtlinge-in-neuenweg-meinwiesental-Anna-Krause-und-Svenja-AndreNeuenweg (hf). Am vergangenen Dienstag informierten Anna Krause, die Leiterin der Jugendeinrichtung im Gretherhof und die Betreuerin Svenja André über die in Neuenweg betreuten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die seit einiger Zeit in Neuenweg leben. Durch mehrere Krankenwagen-Einsätze am Gretherhof und den Einsatz eines Rettungshubschraubers waren die Bürger aufmerksam geworden und hatten Ortsvorsteher Klaus Worms um mehr Informationen gebeten. Die Veranstaltung am Dienstag war auf Veranlassung des Ortsvorstehers, der mit dem „Verein Wiese“, der für den Betrieb der Einrichtung verantwortlich ist, Kontakt aufgenommen hatte, zustande gekommen.

Der Verein Wiese betreibt seit Jahren im Gretherhof in Neuenweg eine Einrichtung für Jugendliche mit besonderem Erziehungsbedarf, berichtete Anna Krause, seit Februar Leiterin der Einrichtung. Wurden in der Vergangenheit mehrheitlich deutsche Jugendliche im Gretherhof betreut, seien seit Februar auf Betreiben der Landratsämter Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Neuenweg untergebracht. Im Augenblick leben im Gretherhof elf jugendliche Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, die mehrheitlich aus Somalia in Afrika stammen. Es sind acht Mädchen in der Einrichtung und vier Jungen, von denen einer aus Deutschland stammt. Der Gretherhof hat eine maximale Aufnahmekapazität von zwölf Jugendlichen.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in Deutschland angetroffen werden, werden entsprechend dem Jugendschutzgesetz zuerst von den Behörden „in Obhut genommen“ und dann einer Clearingstelle zugeführt. Dort werden die Personalien aufgenommen, medizinische Abklärungen vorgenommen und der Betreuungsbedarf festgestellt. Dann wird entschieden, wer die Vormundschaft für die Jugendlichen übernehmen kann. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge dürfen nicht in Gemeinschaftsunterkünfte oder Asylbewerberheime eingewiesen werden, erklärte Anna Krause.

Die Jugendlichen, die jetzt in Neuenweg untergebracht sind, haben teilweise eine mehrjährige Flucht hinter sich. Fluchtgründe sind Krieg / Bürgerkrieg, Unterdrückung wegen der „falschen“ Stammeszugehörigkeit in der Heimat oder drohende Militarisierung. Von der Zwangsrekrutierung als „Kindersoldaten“ sind sowohl Jungen wie Mädchen betroffen, erläuterte Svenja André. Traumatische Erfahrungen äußerten sich auch in psychosomatischen Symptomen und Erkrankungen, fuhr die Betreuerin fort. So erklärten sich auch die verstärkten Rettungseinsätze der vergangenen Wochen.

Im Gretherhof erfahren die Jugendlichen eine umfassende Betreuung. Vom ersten Tag an erhalten sie intensiven Deutsch-Unterricht in der Freiburger Schule „vianova“, die mit dem Verein Wiese verbunden ist und in Neuenweg eine Zweigstelle unterhält. Der Tagesablauf ist strukturiert und enthält  neben den wöchentlichen Putz- und Kochtagen praxisorientierte Unterweisungen über Regeln in Deutschland, Umgang mit Behörden oder dem Gesundheitssystem und den Umgang mit Geld.

Die Bürger Neuenwegs interessierte vor allem, warum über die Flüchtlinge im Dorf erst jetzt informiert werde. Anna Krause erläuterte, dass der Verein Wiese seit sieben Jahren auch Flüchtlinge betreue und die Unterbringung im Gretherhof als unproblematisch angesehen wurde. Auf die Anfrage von Klaus Worms hin, habe man sofort reagiert und eine Informationsveranstaltung schnellstmöglich ins Leben gerufen. Ein Bürger äußerte sich sehr kritisch zur Situation in Neuenweg. Man habe keine Information, wer da im Dorf sei und befürchte, dass noch deutlich mehr Flüchtlinge kommen werden. Zumal der Verein Wiese den Eheleuten Matt, die das Rosenstüble in Neuenweg betreiben, wegen Eigenbedarf gekündigt habe. Nun befürchte man einen Ausbau der Aktivitäten des Vereins Wiese. Anna Krause informierte, dass die Aufnahmekapazität in Neuenweg von den Behörden auf 12 Plätze beschränkt sei und nicht erhöht werde. Mit den Eheleuten Matt sei eine einvernehmliche Lösung gefunden worden, das Restaurant werde noch zwei Jahre weiter geführt. Eine größere Sorge machte anderen Bürgern, wie denn die Integration der jungen Menschen im Dorf von statten gehen soll, wenn keinerlei Kontakte der Flüchtlinge mit den Bürgern in Neuenweg stattfinde. Es wurde deutlich, dass die Frage einer möglichen Integration die Dorfgemeinschaft noch einige Zeit beschäftigen wird.

 

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