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Tango mit vollem Körpereinsatz

Konzert mit Milonga in der Steinener „Kaffeemühle“

Steinen (hf). Die Tango-Konzerte mit anschließender Milonga im Steinener Mühlehof, vor Jahren von Gisela Wilms angeregt und mit organisiert, haben sich in der Zwischenzeit zu einem der Höhepunkte im ansonsten schon hochkarätig besetzten Konzertprogramm von Kunst und Kultur in Steinen entwickelt. So war auch am vergangenen Freitag das Café im Mühlehof voll besetzt, als Roger Helou (Piano) und William Sabatier (Bandoneon) die Bühne betraten.

Für die beiden Vollblutmusiker war es schon der zweite Auftritt in dieser Besetzung im Mühlehof. Und der große Publikumsandrang lässt darauf schließen, daß die beiden einen bleibenden Eindruck bei den Tango-Afficionados hinterlassen haben. Robert Helou aus Buenos Aires ist Absolvent der Schola Cantorum Basiliensis (Schwerpunkt Barockmusik) und gründete 2001 das Silencio-Orchester, das sich der traditionellen argentinischen Musik verschrieben hat und schon an den wichtigsten europäischen Tango-Festivals gastiert hat. William Sabatier am Bandoneon ist Autodidakt, beherrschte schon mit 16 Jahren das traditionelle Tango-Repertoire. Sein musikalischer Weg führte ihn später zu Klassik, Jazz und dem „Nuevo Tango“. Heute gilt William Sabatier als führender Interpret der Musik Astor Piazzolas und spielt seit Jahren mit den besten Tango-Musikern der Welt.

Die Gäste, die am Freitag nach Steinen gekommen waren, um diesem Konzert beizuwohnen wurden für ihre Treue bestens belohnt. Zwar kann man beide nicht gerade als kommunikative Vorreiter bezeichnen – zwischen Musikern und Publikum wurde ai gut wie kein Wort gewechselt- dafür entschädigten beide durch eine Intensität des Ausdrucks, der mehr als einmal die Gänsehaut auf den Rücken der Zuhörer zauberte. Der Star des Abends – wenn man das so sagen darf – war sicher William Sabatier. Die Ausdrucksnuancen, die er seinem Instrument entlockte, Wehmut, Melancholie und Leidenschaft, ließen Niemanden unberührt. Er erzielte einen Eindruck, bei dem bisweilen nicht zu unterscheiden war, ob er sein Bandoneon oder ob das Bandoneon seinen Interpreten spielt. Bisweilen präsentierte er sein Instrument in der vollen Breite, um dann wieder darüber zu kauern, es in die Arme zu nehmen, es zu liebkosen. Dabei füllte ihn die Musik so an, dass die Beine nicht ruhig bleiben konnten, immer wieder Ausfallschritte machten, und er den Tango mit seinem Bandoneon auf dem Hocker tanzte.

Roger Helou am Piano ließ dem Bandoneonisten den Raum, gab zwar immer wieder souverän aber zurückhaltend den Rhythmus an und glänzte durch virtuose Soli, die er wie mühelos durch den Raum perlen ließ. Auch wenn die meisten der präsentierten Stücke starke Improvisations-Anteile enthielten, war der Eindruck, den die Musikanten aus einem Guss. Die beiden verstehen sich blind und sind bestens aufeinander eingespielt. Die Tango-Melodien gingen nicht nur den Musikern in die Beine. Nachwährend des Konzertes hielt es Gisela Wilms und ihren Tanzpartner nicht mehr auf den Stühlen, und sie schwebten zu den Klängen durch den Raum. Das war schon eine perfekte Überleitung zu der anschließenden Milonga, zu der die Musik von DJ Regina Wecker aufgelegt wurde.  Im Laufe des Abends präsentierten Roger Helou und William Sabatier noch ein besonderes „Zückerle“ in der Gestalt des Sängers und Gitarristen Fabian Cardozo, der argentinische Folklore und Volkstänze vortrug.

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