Manchmal ist sich ja unsereins nicht sicher: Hat man einfach den Zug der Zeit verpasst? Da genießt man einen schönen Kinoabend, die Tüte Popcorn ist im Nu vertilgt, der Film nähert sich seinem Finale und schwupps, schon läuft der Abspann mit herrlich schnulzigem Indie Pop. Um uns herum. Das Müllchaos: leere Pappcontainer, Softdrinkbecher, Flaschen, Eistüten, Bonbonpapier, Popcorn unter, auf den, zwischen und neben den Sitzen. Auf gut alemannisch: „Ä Riese Sauerei.“ Erstaunte Blicke. „Mann, hab‘ Dich nicht so Alter“, scheinen sie zu sagen. Ok, ist wohl normal so für alle, den eigenen Scheiß einfach liegen zu lassen. Halt doch von gestern. Dann, auf dem Weg nach draussen am Ausgang stehen zwei freundliche Jugendliche. Sie freuen sich über die leere Tüte, die sich schließlich doch noch zu den einzelnen Flaschen im eigens von ihnen bereit gehaltenen Müllbehälter gesellt. „Normal? Na, ja für uns inzwischen schon. Wir putzen halt jetzt alles weg. Dafür sind wir angestellt, froh über den Job.“ Nach einigem Zögern fügen sie hinzu: „Na ja, schon irgendwie asozial. Aber ist halt so.“
Aha. Asozial. Ist halt so. Da bin ich gerne altmodisch und will ich mich nicht wirklich damit abfinden, dass eine popcornfressende Assi-Mehrheit, die sich jederzeit den schönen Abend leisten kann, es völlig in Ordnung findet, dass es ein paar „arbeitende Deppen“ gibt, die den Wohlstandsdreck ohne zu murren wegräumen. Ich will sie nicht, die Zweiklassengesellschaft, wo vermeintlich „Oben“ ohne Anstand „Unten“ mit Verachtung schon im gedankenlosen Zurücklehnen in den weichen Sessel zu verstehen gibt: „Dafür ist die Putze doch da.“