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Neuer Lebensraum für Seniorinnen und Senioren in Maulburg

Infoveranstaltung in der Alemannenhalle am Freitag in Maulburg

Maulburg. Die Gemeinde Maulburg plant gemeinsam mit dem Evangelischen Sozialwerk Wiesental und dessen Partnern in Maulburg „neuen Lebensraum für Seniorinnen und Senioren in Maulburg“ zu schaffen. Deshalb wurde unter dem gleichen Namen am Freitag eine Info-Veranstaltung durchgeführt, an der das Projekt vorgestellt und erfragt werden sollte, welche Erwartungen und Anforderungen die Maulburger Bürger an ein solches Projekt stellen.

In seiner Einleitung erläuterte Bürgermeister Jürgen Multner, dass auch die Maulburger älter werden und eigentlich im Dorf bleiben wollen. Anhand von statistischen Prognosen konnte er zeigen, dass der Anteil der über 60jährigen in Maulburg voraussichtlich von heute 23 Prozent auf über 30 Prozent steigen wird. In absoluten Zahlen sind das in Maulburg etwa 1.310 Bürger im Dorf zwischen 60 und 85 Jahren. „Heute haben wir keine verlässliche Pflege- und Wohnstruktur für diese Mitbürger“, erläuterte der Bürgermeister. Deshalbhaben Verwaltung und Gemeinderat vor einiger Zeit Gespräche mit dem Evangelischen Sozialwerk Wiesental aufgenommen, um diesem Mangel in Maulburg selbst abzuhelfen. Die Gemeinde hat dem Sozialwerk das ehemalige Penny Areal an der Köchlinstraße für den Bau einer Wohn-und Pflegestätte angeboten. Am Informationsabend wurden der künftige Bau und das geplante Angebot nun den Bürgern im Detail vorgestellt.

Michael Streit, Geschäftsführer der Particeps GmbH Mannheim, der seit Jahren mit dem Georg-Reinhard-Haus in Schopfheim eng verbunden ist. stellte das Bauprojekt an der Köchlinstraße vor. Auf dem Gelände soll ein insgesamt 11 Meter hohes Gebäude mit Tiefgarage und zwei Stockwerken entstehen. In der Tiefgarage sind 17 Stellplätze und Räumlichkeiten für Umkleide-Möglichkeiten und die Haustechnik untergebracht. Im Erdgeschoss wird die Tagespflege für 20 Personen untergebracht sowie eine ambulant betreute Wohngruppe für 12 Personen. In der Mitte des Gebäudes – zwischen den beiden Gruppen – soll ein Multifunktionsraum als Begegnungsstätte entstehen. In den beiden Obergeschossen sind Räume für eine weitere ambulant betreute Wohngruppe sowie die Zimmer für das Service-Wohnen vorgesehen. Insgesamt entstehen in dem neuen Gebäude auf 3.660 Quadratmetern 17 Stellplätze in der Tiefgarage, Tagespflege und Begegnungsstätte im Erdgeschoss sowie 24 Pflegeplätze und 13 Wohnungen mit jeweils 60 – 80 Quadratmetern Wohnfläche für das sogenannte Service-Wohnen. Anhand von Simulationen zeigte Michael Streit, dass sich das neue
Gebäude gut in den vorhandenen Baubestand integrieren wird.

Im Anschluss stellte Martin Mybes, geschäftsführender Vorstand des Evangelischen Sozialwerks Wiesental, das Netzwerk vor, das das neue Betreuungs- und Wohnhaus in Maulburg betreiben und mit Angeboten versehen wird. Für die Betreuungsleistungen steht als Pflegedienst die Curare eGmbH unter Leitung von Pia Maria Späth zur Verfügung. Als ehrenamtliche Helfer wird die Gemeinschaft „Emmaus“ als Förderverein tätig. Das Angebot wurde nach den Fragen Welche Infrastruktur wird in Maulburg benötigt?, Welche Angebote werden nachgefragt werden?, Welche Unternehmensformen und Betriebskonzepte soll es geben? Und welche Mitarbeiter stehen heute und in Zukunft zur Verfügung?. Ausgehend von diesen Fragen ist das Konzept entwickelt und aufgebaut worden. Mehrfach wurde die Frage gestellt, ob es sich in Maulburg um ein „Heim“ handeln werde. Martin Mybes verneinte mit Nachdruck. „Für ein Alten- oder Pflegeheim gelten streng gesetzliche Vorgaben, die wir nach unserem Ansatz nicht erfüllen können oder wollen“, so Martin Mybes. „In Maulburg entsteht eine ‚trägergestützte Institution‘, die es erlaubt, geschmeidiger und flexibler auf die Bedürfnisse unserer Gäste zu reagieren“.

Fragen, die sich Menschen häufig stellen sind „Wo möchte ich leben?“ nämlich möglichst lange am gewohnten Heimatort. „Wie möchte ich leben?“ – wie in den eigenen vier Wänden. Und „was möchte ich noch erleben?“ Es sei ein verbreitetes Vor-Urteil, dass alte Menschen nur noch auf dem Sofa sitzen und fernsehen wollen. Die Lebensqualität im Alter hängt weitgehend davon ab, welche Angebote man älteren Menschen machen und inwieweit man sie aktiv in das Geschehen mit einbinden kann.

Neben den ambulant betreuten Wohngruppen wird im Erdgeschoss eine Begegnungsstätte eingerichtet, in der man sich treffen, feiern oder gemeinsam Aktivitäten machen kann. Das gemeinschaftliche Handeln mit Besuchern steht im Vordergrund. Solche generationsübergreifenden Aktivtäten sollen auch den konkreten Bezug zum Quartier, zu Kleingruppen und Selbsthilfegruppen verstärken. Der Raum kann ebenfalls für Vorträge oder Schulungen genutzt werden.

Die Tagespflege steht den älteren Menschen und ihren Angehörigen von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr zur Verfügung. Wenn andere Zeiten wegen der Arbeitszeiten der Angehörigen gewünscht werden, kann dies mit der Pflegedienstleitung besprochen werden.

Die ambulant betreuten Wohngruppen sind eine erprobte und verlässliche Alternative zur eigenen Häuslichkeit oder einer stationären Einrichtung. Sie bedürfen aber einer starken Vernetzung verlässlicher Partner und Engagement-bereiter Angehöriger.

Unter dem „Service-Wohnen“ beschreibt das Sozialwerk ein selbständiges Wohnen in einer eigenen Wohnung unter dem Dach der Gemeinschaft. Für dieses Service-Wohnen werden in Maulburg 13 Wohnungen von 60 bis 80 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung stehen. Für dieses Service-Wohnen ist kein separater Betreuungsvertrag erforderlich, sondern die Bewohner können im Ort vorhandene Strukturen mit einbinden.

Anschließend an die Präsentation von Martin Mybes hatten die Teilnehmer der Informationsveranstaltung die Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Das neue Haus wird betrieben vom Sozialwerk Wiesental, Eigentümerwird die Gemeinde sein.

Häufig kam die Frage, ob ein Paar einziehen darf, wenn nur ein Partner pflegebedürftig ist. Bei der hier gewählten Regelung – es wird kein Pflegeheim sein – gilt das allgemeine Mietrecht. Zur Fragenach den Mietkosten verwies der Bürgermeister, dass die Verhandlungen zwischen dem Sozialwerk und der Gemeinde noch nicht abgeschlossen seien. Die Gemeinde werde aber auf die Bürger und ihre Möglichkeiten größtmögliche Rücksicht nehmen.

Der Bedarf an solchen Einrichtungen in der Region ist groß. Was passiert, wenn das Haus voll ist, wollten einige Bürger wissen. „Dann hat sich doch das Modell bewährt, und dann müssen wir über ein zweites Haus nachdenken“, antwortete der Bürgermeister.

Bis wann denn dieses Projekt fertig gestellt sei, lautete eine weitere Frage. Sobald die Vereinbarung zwischen Sozialwerk und Gemeinde vorliege, könne man anfangen, so Bürgermeister Multner. Die
reine Bauzeit sei auf 14 Monate veranschlagt.

Kritische Fragen gab es an diesem Abend keine, freute sich Jürgen Multner. Dafür hatte er noch eine gute Nachricht für die Bürger. Bis zum Mai des kommenden Jahres wird in Maulburg ein Allgemeinmediziner (Hausarzt) seine Praxis an der Hauptstraße beziehen.

Titelbild: (von links) Bürgermeister Jürgen Multner, Michael Streit – Geschäftsführer der Particeps GmbH Mannheim, Martin Mybes – geschäftsführender Vorstand des Evangelischen Sozialwerks Wiesental, Pia Maria Späth – Leitung der Curare eGmbH

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