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Interview mit Erhard Schöpflin und Friedrich Albes

Online-Petition für den Klinikstandort Schopfheim

Erhard Schöpflin ist der Initiator der Online-Petition für den Standort Schopfheim des Zentralklinikums und Friedrich Albes setzt sich als ehemaliger Geschäftsführer eines Klinik-Konzerns ebenfalls stark für den Standort Schopfheim ein. Verena Wehrle von meinwiesental sprach exklusiv mit den beiden über die Petition und die Chancen für den Standort Schopfheim.

2472 Unterstützende (Stand: 1.3.17) gibt es bei der Online-Petition, die Sie für ein Zentralklinikum am Standort Schopfheim ins Leben gerufen. Sind Sie damit zufrieden?

Albes: Einerseits bin ich damit zufrieden, andererseits hoffe ich, dass es noch explosionsartig weitergeht und noch mehr Unterschriften gemacht werden.

Das sind schon 1% der Bürger des Landkreises, die nötig waren für ein Quorum. Was heißt das?

Albes: Die Petition wurde nun an die Kreisratsmitglieder übermittelt, die zu einer Stellungnahme dazu gebeten wurden. Eine Stellungnahme eines Kreisrates von Fritz Lenz ist bereits bei der Petition veröffentlicht.

Was hat Sie dazu veranlasst diese Petition zu veröffentlichen?

Albes: Es gab zwei Gründe. Der erst Grund ist, dass wir bedauert haben, dass man keine Analyse über die Rettungszeiten gemacht hat. Das sind die Zeiten, von dem Moment an, wo der Notarzt den Patienten im Wagen hat und das Auto unter Blaulicht losfährt bis der Wagen das Krankenhaus erreicht. Nach dem deutschen Gesetz muss der Patient in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht werden. Eine solche Analyse würde im Landkreis zu einem Ergebnis führen, das sehr wahrscheinlich zu Schopfheim führen würde. Für einen Großteil der Bevölkerung ist es besser, wenn das Krankenhaus nach Schopfheim kommt, weil es für die meisten einfach schneller zu erreichen ist.

Der zweite Grund ist, dass wir der Meinung sind, bei den vorgelegten Zahlen und Analysen, die in der Matrix zu sehen sind, geht eindeutig hervor, dass Schopfheim als Standort die höhere Erreichbarkeit an Patienten in 30 Minuten hervorweist.

Und dann stößt mir als Steuerzahler ganz schön auf, wie hoch die Kosten für den Standort Entenbad in Lörrach wären. Ich schätze mit 10 Millionen Baukosten, die von der Stadt Lörrach aufgebracht werden müssen.

Diese Kosten wurden nicht genannt?

Albes: Nein, die Stadt Lörrach bezahlt das, dann muss man aber an anderen Leistungen sparen und die Bürger leiden dann darunter.

Sind auch die baulichen Kosten in Rheinfelden höher als in Schopfheim?

Albes: Für Rheinfelden kann ich nichts sagen. Ich glaube das Rheinfelden allein schon wegen der Lage aus dem ganzen Konzert rausfällt und das Rennen zwischen Schopfheim und Lörrach läuft.

Welche Wirkung hat Ihre Petition überhaupt?

Schöpflin: Die Petition läuft insgesamt zwei Monate, die Unterschriften werden kurz vor der Entscheidung den Kreisräten vorgelegt. Rechtliche Auswirkungen hat die Petition keine, sie ist aber ein Appell an die Kreisräte, sich das gut zu überlegen.

Albes: Je mehr Unterschriften, desto gewichtiger wird die Petition in der Entscheidung der Politiker.

Interessant ist auch, dass ganz viele auch aus Lörrach unterschrieben haben.

Schöpflin: Ja, und auch aus Rheinfelden haben ganz viele unterschrieben.

Albes: Es gibt Lörracher und Rheinfeldener Bürger, die sehen, dass der Standort Schopfheim mehr in der Bevölkerung abdeckt.

Manchmal sind ja auch die Argumente für den einen oder anderen Standort sehr absurd?

Ja, z.B. ist es letztlich auch egal, ob die Besucher oder Mitarbeiter fünf Minuten länger fahren oder nicht. Entscheidend ist immer, was mit dem kranken Patienten ist. Und der kranke Patient fährt auch nicht mit dem Fahrrad, wie es bei Analysen genannt wurde. Ich habe in meinen 30 Jahren Krankenhaus noch nie jemanden erlebt, der mit einer akuten Galle auf dem Fahrrad ins Krankenhaus gefahren ist.

Fanden Sie die Bewertungen der drei Standorte fair?

Schöpflin: Wenn man die beiden Veranstaltungen in Schopfheim besucht hat, und gehört hat, was da gesagt worden ist, dann bekommt man den Eindruck nicht los, dass hinter den Kulissen schon feststeht, wo es hingehen soll. Das war mein Eindruck. Also schon unfair.

Albes: Das ist aber ein Gefühl. Zur fachlichen Seite kann ich sagen, die Bewertungsmatrix, die verwendet wird, ist so manipulativ, dann kommt ungefähr das Gleiche raus. Man hat die letzten Überlegungen reingezogen wie etwa mögliche Stechmückenplagen. Also Gründe, die überhaupt keine Rolle spielen. Das macht das Ganze ein bisschen zweifelhaft.

Wenn es um die Kosten geht, müsste es auch Pluspunkte geben für Schopfheim?

Albes: Ja, in Schopfheim wird das Grundstück für 40 Euro/m2 angeboten, in Lörrach zu 100 Euro/m2 oder mehr. Dann gehen im Entenbad noch die Kosten drauf, die die Stadt bringen muss, um die Baumaßnahmen zu fahren, das heißt für die Verlegung der Straße zwischen Hauingen und Steinen, dann muss eine Anbindung an die B317 gemacht werden, allerdings auf der anderen Seite von der Bahn, dazu muss man eine kreuzungsfreie Kreuzung bauen. Dann braucht es eine zweispurige Verbindungsstraße unter der Bahn. Das ist eine sehr teure Baumaßnahme, die sich auf rund 10 Millionen Euro summiert.

In Schopfheim ist an Baumaßnahmen nichts Besonderes nötig, außer der Verlegung einer kleineren Hochspannungsleitung.

Dann ist auch noch die Erdbebenklasse entscheidend für die Kosten?

Ja, die ist ganz entscheidend. Die Erdbebenklasse in Lörrach ist höher als in Schopfheim. Die eigentlichen Baukosten sind teurer. Die gesamten Kosten für das Krankenhaus ohne Grundstück müsste eigentlich das Land Baden-Württemberg übernehmen. Aber: Das Land tut das nicht und verlangt vom Landkreis eine substantielle Beteiligung. Da müssen also viele Prozente von Lörrach erbracht werden.

Wie sehen Sie die Chancen, dass das Zentralklinikum nach Schopfheim kommt – realistisch gesehen?

Albes: Realistisch gesehen, halte ich es für unwahrscheinlich, dass es nach Schopfheim kommt, aber trotzdem bin ich bereit bis ans Letze dafür zu gehen, weil ich der Meinung bin, dass es der richtige Standort ist.

Warum ist es so wichtig, dass viele die Petition unterschreiben?

Albes: Die Petition zeigt nun mal Volkes Wille. Die Kreisräte sind sehr gefangen, von dem was sie als Horizont in ihrem Gebiet haben. Man kann sogar sehen, wo die Unterzeichneten herkommen und in welchen Orten der Druck am größten ist. Es ist eine Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen.

Hinweis zur Online-Petition:
Unterschreiben kann man die Petition auf: www.openpetition.de unter Zentralklinikum Lörrach. Die Petition läuft noch bis Mitte April, unterschreiben kann jeder, auch anonym.
Hier geht es zum Direktlink der Petition (hier).
Es geht auch offline: Listen für Unterschriften liegen in Apotheken, Geschäften und bei Ärzten im Wiesental aus. Listen können auch angefordert werden bei: Erhard Schöpflin, Bühlmattstraße 18, 79650 Schopfheim, Tel.: 07622-672296

Noch ein technischer Hinweis: Auf eine E-Mail-Adresse kann man fünf Namen buchen, so kann jeder der Familie unterschreiben und nicht nur einer für die ganze Familie.

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