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Frauenwirtschaftstag 2018: Wie Sprache unser Denken und Handeln bestimmt

Frauenwirtschaftstag 2018: Wie Sprache unser Denken und Handeln bestimmt / meinWiesental.de

Bereits zum 14. Mal fand am vergangenen Donnerstag der Frauenwirtschaftstag statt. Ziel der jährlichen Veranstaltung ist es, Frauen in der Berufswelt zu stärken. Zu diesem Anlass kamen rund 60 Frauen aus verschiedenen Unternehmen, Organisationen und Branchen ins IHK- Bildungszentrum nach Schopfheim. Dr. Simone Burel – Unternehmensberaterin, Trainerin, und Autorin – hielt dabei einen Vortrag zum Thema „Arbeitswelt 4.0 – Neue Chancen für die Geschlechter“. Geplant wird der Frauenwirtschaftstag von verschiedenen Institutionen jährlich abwechselnd in den Landkreisen Lörrach und Waldshut (s. Infokasten). In diesem Jahr wurde er von der Wirtschaftsregion Südwest GmbH organisiert.

Wie Landrätin Marion Dammann in ihrem Grußwort feststellte, ist die Zahl der Frauen in den Führungsriegen der deutschen Politik und Verwaltung sehr überschaubar. Burel, die die erste offizielle linguistische Unternehmensberatung (LU) in Deutschland gegründet hat, erläuterte die Ursachen für die Tatsache, dass auch in der Wirtschaft weibliche Führungskräfte nach wie vor in der Minderheit sind. Ihrer Ansicht nach stehe dies in einem engen Zusammenhang mit der Sprache. Dabei ging sie bis auf die Darstellung der Geschlechter in der Bibel zurück und legte dar, wie das Weibliche meist als das „spätere, kleinere, weichere, stillere…“ und das
Männliche als das „frühere, größere, festere…“ beschrieben wird. In der Gegenwart spiele Geschlecht zwar auf den ersten Blick immer weniger eine Rolle, nichtsdestotrotz hielten sich die Rollenbilder in der Arbeitswelt weiterhin hartnäckig, so die Sprachwissenschaftlerin.
Als Gründe nannte Burel hierfür einerseits strukturelle und gesetzliche Barrieren wie z. B. die Nachwuchsrekrutierung von männlichen Führungskräften innerhalb von rein männlichen Netzwerken. Andererseits spielten kognitive und sprachliche Hürden eine große Rolle. So betrieben Frauen ein anderes Selbstmarketing und tendierten im Gegensatz zu Männern eher zur Betonung der eigenen Schwächen und weniger ihrer Stärken. Insbesondere zeigte Burel auf, wie genderbezogene Sprachunterschiede gerade bei Berufsbezeichnungen eine entscheidende Rolle spielen. Ihr Plädoyer: „Veränderungsarbeit geht über sprachliche Arbeit, da das Denken dem Sprechen folgt.“ Darüber hinaus sei es wichtig, dass man klassische Bildkonventionen durchbreche und eben nicht nur Männer als Arzt oder Frauen als Mutter abbilde. Auch wenn Konstrukte wie „/-innen“ und „*innen“ bisweilen umständlich erschienen, sei es von Bedeutung, nicht auf die weibliche Form zu verzichten. Außerdem sollte man darauf achten, in Stellenanzeigen passende Jobbezeichnungen und Adjektive zu verwenden, denn Frauen wichen besonders männlich klingenden Jobtiteln wie „Senior-Manager“ eher aus. Burels Tipp: „Wer hochqualifizierte Frauen nicht ausschließen will, sollte sorgfältiger formulieren.“
Aber: „Reden allein reicht nicht“, unterstrich Burel, „denn ohne Vorbilder in Politik und
Wirtschaft, gibt es auch keine Visionen.“ Insbesondere die Digitalisierung biete viele Chancen, die Gleichstellung voranzutreiben, da soziale und kommunikative und somit als eher weiblich geltende Kompetenzen gefragter seien. Zudem komme die Flexibilisierung der Arbeit durch Home Office usw. vor allem Frauen zugute. Nicht zuletzt belegten Studien, dass Aktienkurse von Firmen ansteigen, je höher der Frauenanteil im Vorstand ist. Zugleich sei in der Arbeitswelt der Zukunft nicht alles positiv für Frauen: So sprach Burel auch Benachteiligungen wie beispielsweise die Doppelbelastung durch Arbeit und Familie an. Ihr Fazit: „Arbeit 4.0. ist eine kollektive Suchbewegung. Neue Technologien bieten die Möglichkeit, Geschlechterverhältnisse, Rollenzuschreibungen und Arbeitsteilung neu zu verhandeln.“ Das Publikum beteiligte sich rege an der anschließenden Diskussion und nutzte beim Apéro die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Auch im nächsten Jahr wird der Frauenwirtschaftstag stattfinden, dann unter Federführung der Kommunalen Stelle für Gleichstellung des Landkreises Waldshut.

Bildunterschrift: Landrätin Marion Dammann und Dr. Simone Burel (6. v. l.) gemeinsam mit den Partner*innen des diesjährigen Frauenwirtschaftstages: Agentur für Arbeit Lörrach, BPW Club Region Lörrach e. V., Gemeinde Grenzach-Wyhlen, Institut für Bildung und Management (IKS), IHK Hochrhein-Bodensee, Jobcenter Landkreis Lörrach, Landkreis Lörrach (Stabsstelle für Chancengleichheit), Landkreis Waldshut (Kommunale Stelle für Gleichstellung), Regionalbüro für berufliche Fortbildung, Wirtschaftsregion Südwest GmbH, Wirtschaftsregion Südwest GmbH und Zonta Club Bad Säckingen. – Quelle: Wirtschaftsregion Südwest GmbH

Die Präsentation zum Vortrag ist abrufbar unter www.wsw.eu
(Über uns → Veranstaltungen → Frauenwirtschaftstag).

Eine Mitteilung der Wirtschaftsbeauftragten des Landkreis Lörrach  Laura Berchtold
Stv. Geschäftsführerin Wirtschaftsregion Südwest GmbH

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