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Frauenwirtschaftstag 2018: Arbeitswelt 4.0 – Neue Chancen für die Geschlechter

Frauenwirtschaftstag 2018: Arbeitswelt 4.0 – Neue Chancen für die Geschlechter

Lörrach. Bereits zum 14. Mal findet dieses Jahr der Frauenwirtschaftstag statt, mit dem Ziel, Frauen in der Berufswelt zu stärken. Jedes Jahr kommen zu diesem Anlass rund 80 Frauen aus allen Branchen und Unternehmen sowie Organisationen zusammen, um sich spannende Vorträge zu zukunftsweisenden wirtschaftlichen und beruflichen Themen anzuhören. Anschließend können sie sich beim Apéro austauschen und vernetzen. Geplant und ausgerichtet wird die Veranstaltung von verschiedenen Organisationen (s. unten) jährlich abwechselnd in den Landkreisen Lörrach und Waldshut. Der diesjährige Frauenwirtschaftstag findet am 25.

Oktober im IHK-Bildungszentrum in Schopfheim statt. Dort wird Dr. Simone Burel – Unternehmensberaterin, Autorin, Trainerin und Rednerin – einen interaktiven Vortrag zum Thema „Arbeitswelt 4.0. – Neue Chancen für die Geschlechter“ halten (Einlass: 17 Uhr).

Burel, die die erste offizielle linguistische Unternehmensberatung (LU) in Deutschland (Mannheim) gegründet hat, wird auf die Veränderungen der Arbeitswelt eingehen, die viele Chancen, aber auch Herausforderungen für die Geschlechter bringen. Ihr Vortrag soll nicht nur geschlechtstypische Stereotype im Beruf aufzeigen, welche die Arbeitswelt der Zukunft derzeit noch blockieren, sondern auch klarmachen, dass „Management“, „Finanzen“ und
„Zielorientierung“ längst keine Begriffe mehr sind, mit denen „frau“ nur das männliche Geschlecht verbinden darf. Laura Berchtold, stellvertretende Geschäftsführerin der Wirtschaftsregion Südwest GmbH (WSW) und Wirtschaftsbeauftragte des Landkreises Lörrach, hat der Referentin vorab einige Fragen zu ihrer Arbeit und zu ihrem Vortrag gestellt:

WSW: Was macht eigentlich eine linguistische Unternehmensberatung?
Burel: Im Vergleich zu klassischen Unternehmensberatungen interessieren wir uns nicht nur für Zahlen, sondern eben auch für Wörter. Nur 30 % der großen Unternehmen analysieren ihre Kommunikation systematisch, obwohl 80 % der geschäftsrelevanten Informationen genau in diesen Daten liegen (Big Data Report 2017). Dadurch gehen ihnen wichtige erfolgsrelevante Erkenntnisse, wie beispielsweise Kundenwünsche, Mitarbeiterzufriedenheit, Stimmungen, Unternehmenskulturen, Produktverbesserungshinweise oder Stakeholderfeedback verloren. Mit der Fusion von klassischer Linguistik und modernem maschinellen Lernen ermöglichen wir (LU) die strukturierte Auswertung dieser Informationsschätze. […]

WSW: Sie werden in Ihrem Vortrag vom sogenannten „Gender Shift“, also der Auflösung traditioneller Geschlechterrollen sprechen – warum ist er noch nicht in allen Unternehmen angekommen?

Burel: Viele Unternehmen sind – gerade ab einer gewissen Hierarchieebene – noch stark konservativ und vor allem männlich geprägt. Deutschland hat hier besonders im Mittelstand, der ja den Großteil unserer Wirtschaftskraft ausmacht, noch enormen Nachholbedarf. Neue Frauen- und Männerbilder haben durch die Diversity-Bewegung in den letzten Jahren nochmals Aufwind bekommen. Fragt man Personaler*innen theoretisch, ob das Thema Geschlecht einen Einfluss auf ihre Entscheidung hat, werden sie dies selbstverständlich verneinen. In der Realität sieht das jedoch eindeutig anders aus. […]

WSW: Ihr Statement lautet, dass „in der Welt der Digitalität […] Geschlecht bereits jetzt keine Rolle mehr spielt“. Könnten Sie das genauer erklären?
Burel: Digitale Technologien ermöglichen mehr Mobilität und Flexibilität und fördern neue Formen der Arbeit und Lebensgestaltung. […] Zugleich brechen alte Privilegien und Statussymbole weg, Führung verteilt sich auf verschiedene Rollen und wird zur kooperativen Aufgabe: Kollektive Intelligenz und Teamarbeit sind heutzutage gefragt. So ist auch geschlechtertechnisch eine positive Veränderung zu bezeugen. Beispielsweise öffnen sich Männer stärker der Vaterrolle, was uns auch die Sprache verrät, denn in dieser zeigen sich schon früh neue soziale Veränderungsprozesse an. Wortformen wie neuer Mann, Papazeit, Papagruppe, Väterzeit oder Vätermonat sind entstanden und teilweise bereits im Duden geführt.

WSW: Welche Herausforderungen und Chancen sehen Sie in der Arbeitswelt 4.0 für Frauen und Männer?
Burel: „Arbeit 4.0 ist weiblich“, behauptet ver.di, während andere Analysen (z. B. von AT Kearney) Frauen als die Verlierenden ansehen. Sicherlich wird es in Zukunft viele Vorteile für Frauen geben. Die Flexibilisierung der Arbeit (bezüglich Raum, Zeit, Person) führt zur besseren
„Vereinbarkeit“ von Job und Familie. Cloudwork und Plattformisierung von Dienstleistungen machen Arbeiten zu fast allen Zeiten völlig ortsungebunden möglich. Um sich virtuell zu koordinieren, sind vor allem kommunikative und soziale Fähigkeiten gefragt, was vielen Frauen entgegenkommt. Sie finden dadurch leichteren Zugang zu klassischen IT-Berufsfeldern und anderen männerdominierten Branchen. […] Arbeit 4.0. löst aber nicht alle Genderfragen.
Bestehen bleiben der Lohn- und Rentenunterschied zwischen Männern und Frauen, die eine strukturelle Überholung benötigen. Auch in der geschlechtsspezifischen Berufs- und Branchenwahl sollte mehr Diversität herrschen. […] Vergleichsweise wenige Männer sind in typischen Frauenberufen zu finden, während Frauen zunehmend typische Männerberufe ergreifen.

Anmeldung und weitere Infos

Um Anmeldung bis 11.10.18 wird gebeten: info@wsw.eu | Tel.: +49 (0)7621 / 5500-152

Die Teilnahmegebühr beträgt 25,- Euro. Das vollständige Interview und den Programmflyer können Sie auf der Webseite der WSW herunterladen (Über uns  Veranstaltungsreihen  Frauenwirtschaftstag).

Der Frauenwirtschaftstag 2018 wird getragen durch:

Agentur für Arbeit Lörrach, BPW Club Region Lörrach e.V., Gemeinde Grenzach-Wyhlen, Gewerbe Akademie Schopfheim, Handwerkskammer Freiburg, Institut für Bildung und Management (IKS), IHK Hochrhein-Bodensee, Jobcenter Landkreis Lörrach, Landkreis Lörrach (Stabsstelle für Chancengleichheit), Landkreis Waldshut (Kommunale Stelle für Gleichstellung), Regionalbüro für berufliche Fortbildung, Stadt Bad Säckingen, Wirtschaftsregion Südwest GmbH, Zonta Club Bad Säckingen

Foto: Dr. Simone Burel hält den Vortrag beim diesjährigen Frauenwirtschaftstag am 25.10.18 im IHK- Bildungszentrum in Schopfheim (Quelle: https://linguistische- unternehmenskommunikation.com/presse/).

Eine Mitteilung der Wirtschaftsbeauftragten, Laura Berchtold für den Landkreis Lörrach &
Stv. Geschäftsführerin Wirtschaftsregion Südwest GmbH

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