Kolumne - Wiesentäler Zorz, Lokales, Meinungen

Fick’ Dich Bürger (-Meister).

Geb‘ ich gerne zu: die Überschrift ist nicht nett. Sie hat kein Stil. Ja, eigentlich ist sie unterste Schublade. Aber offensichtlich ist Gossensprache in der viel beschworenen gesellschaftlichen Mitte angekommen. Beispiele gefällig? Im „dunklen Osten“ fallen rechte – so genannte – „Wutbürger“ bei ihren Spaziergängen aus der Rolle. Während linker Demos skandieren Besserwessis „Deutschland, Du mieses Stück Scheiße“ und beschimpfen unser Gemeinwesen – leider auch noch unter dem Beifall von Parlamentariern. Tja, und inzwischen möchten selbst im beschaulichen Wiesental – wie man hört – gewählte Ortschaftsräte dem Schopfheimer Bürgermeister „in die Fresse hauen“.

Geht’s noch? Gibt es noch Einigkeit, was sich gehört und was nicht? Verstehen die unanständigen Stänkerer, dass Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist und kein Freibrief für Beleidigungen und persönliche Ausfälle? Kapieren auch Unzufriedene auf dem Berg, dass demokratische Mehrheitsentscheidungen kein persönliches Wunschkonzert sind? Können wild gewordene Spießer nachvollziehen, dass die Verrohung von Sprache und Umgangsformen die Vorstufe zu Gewalt bedeuten? Dass sich Aggressionen aufschaukeln und Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Meinung, zwischen Verwaltung und Bürgern, zwischen Parteien und Wählern, zwischen Medien und Lesern irgendwann nicht mehr möglich ist? Weil der Stinkefinger das Argument ablöst, der Fluch das Gespräch und die Faust des Skrupelloseren die Wahl. Das ist dann das Ende des zivilisierten Zusammenlebens und das Ende einer freien Gesellschaft, das Gesetz der Gosse: „Fuck you …“

Womit wir wieder bei unser Überschrift wären: Sagen wir es doch ganz deutlich, wenn erst mal der Mob das Sagen hat, ist der Bürger der Gef… äh… Gekniffene.

Mob? Ja, Mob. Nicht (Wut-)Bürger. Denn Sprache ist verräterisch, und mit BÜRGER im eigentlichen Sinn hat dieses Sprachniveau nichts zu tun. War ja alles schon mal da.

Also Bürger im Wiesental und anderswo, steht auf und ein für Eure Bürgerrechte und lasst Euch dieses wunderbare Land nicht kaputtreden. Und wenn Euch etwas nicht gefällt, setzt Euch ein, werbt um Zustimmung und Mehrheiten.

Seid Euch bewusst, dass Freiheit kein Selbstläufer und alles andere als selbstverständlich ist.


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