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Zwei „Gefährder aus dem Kabarett-Kalifat“ greifen an

Fulminanter Auftakt des Jahresrückblicks von Volkmar Staub und Florian Schroeder in Schönau

Schönau (hf). Die Vorpremiere des diesjährigen Jahresrückblicks „Zugabe 2015“ von Volkmar Staub und Florian Schroeder in der Kulturhalle der EWS in Schönau war (wieder) ein voller Erfolg. Die beiden Vollblut-Kabarettisten – in einem verfremdeten Video von Lothar de Maizière als die „Gefährder aus dem Kabarett-Kalifat“ angekündigt – ließen das Jahr kabarettistisch Revue passieren und schonten weder die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens noch ihre Zuschauer. Wer Staub und Schroeder das Feld überlässt, hat sich die Folgen halt selbst zuzuschreiben.

zwei-gefaehrder-aus-dem-kabarett-kalifat-greifen-an-meinWiesental-02Mit Griechenland ging es gleich richtig los. In einem improvisierten Theaterstück rollten die beiden Kabarettisten das ganze Drama noch einmal auf, verrissen das Gerangel mit Tsipras uns Varoufakis um Zugeständnisse und Termine, dem der Volksentscheid des Regierungs-Chefs die Krone aufgesetzt hatte. „Ja wo kommen wir denn in einer Demokratie hin, wenn das Volk gefragt wird“, ereiferte sich Florian Schroeder. Um gleich einen sprachlich brillanten Kommentar von Günther Oettinger nachzuschieben: „Wer nicht Hearing will, muss Feeling.“ Natürlich durfte das Thema „Flüchtlinge“ nicht fehlen. Nach ein paar herben Seitenhieben gegen die CDU- und besonders die CSU-Politik ließ Florian Schroeder eine seiner berühmten Schimpfkanonaden los, mit denen er seine Zuhörerschaft zu verunsichern pflegt. Deutschland braucht mehr Menschen, konnte man hören. Aber in einem Vergleich zwischen den Flüchtlingen und den Kindern provozierte Schroeder nach Herzenslust. „Wie sehen die denn aus, wenn sie geboren werden“, schäumte Schroeder. „Voller Dreck und Blut, können kein Deutsch, liegen uns nur auf der Tasche und quängeln rum.“ Und sein Fazit war eindeutig: „Wir können nicht jedes Jahr eine Million Kinder aufnehmen, nur weil sie bei uns geboren sind.“

Am Fußball generell, dem so genannten Sommermärchen und der FiFa ging natürlich auch kein Weg vorbei. Schroeder las dem Publikum sein „Sommermärchen“ vom Deutschenputtel vor und stritt dann mit Staub, wie man den FiFa-Skandal einordnen sollte. Von „Mafia“ war die Rede, wogegen sich Staub allerdings verwahrte. „Das ist viel schlimmer“, konterte er. „Die FiFa ist die kassenärztliche Vereinigung des Fußballs“ und stimmte mit Blick auf die Funktionäre seinen „Jailhouse-Rock“ – inklusiver mitreißender Tanzeinlage – an. Nachdem in einem Dialog der beiden Päpste Benedikt und Franziskus auch die Kirche ihr Fett abbekommen hatte, wurden die begeisterten Zuschauer in die Pause entlassen.

zwei-gefaehrder-aus-dem-kabarett-kalifat-greifen-an-meinWiesental-01Kaum erholt sahen sich die Gäste mit „Winnetou-Staub“ konfrontiert, der den SPD-Genossen gewaltig ins Gewissen redete. Nach dem Bedauern über die Häuptlinge „Rollende weiße Menthol-Wolke“ und Tricky Egon (Bahr), die in die ewigen Jagdgründe entschwunden waren, nahm sich Winnetou „Sitting Red Bull“ Gabriel vor, „der andauernd mit gespaltener Zunge redet“. „Da helfen keine Ausflüchte“, erklärte der Rote Mann, „auch Grizzly-Kacke ist Bärenscheiße, wenn der große Häuptling ‚Sitting Red Bull-Shit‘ redet.“ Wie bei der Vorratsdatenspeicherung, bekräftigte Schroeder. „Da lobt er die Vorratsdatenspeicherung in Norwegen, die gar keine haben, und vergisst, dass die schwersten Anschläge da stattfanden, wo es die Datenspeicherung gibt.“ Wie man ja auch dem Verfassungsschutz ein „saudi-arabisches Demokratieverständnis“ bescheinigen dürfe, wenn man bedenkt, was bei den Themen NSA oder NSU geleistet wurde. „Man fragt sich, ob die Blindheit auf dem rechten Auge immer dann so deutlich auftritt, wenn das Problem mit NS anfängt“, wunderte Schroeder sich.

Und zum Abschluss durfte das geneigte Publikum noch ein „Nachtgespräch“ mit einem Reichsbürger zum Thema Xavier Naidoo miterleben. Das gab Florian Schroeder wieder einmal die Plattform, um nach Herzenslust und aufs Unflätigste abzukotzen. Kabarett ja, aber gleichzeitig wurde dem Publikum in den Schlagworten und Schimpftiraden auf schmerzhafte Weise ein Spiegel vorgehalten. Oder auf das jeweilige Feindbild bezogen ein Schroeder Zitat: „Was dem Salafisten die westliche Lebensart, ist dem Pegidioten sein Flüchtling.“ Man mag es allgemein formulieren. Kabarett ist nur dann wirklich gut, wenn es weh tut. Volkmar Staub und Florian Schroeder sind sehr gut.

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