Kolumne - Wiesentäler Zorz, Lokales
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Willkommenskultur ist Schwachsinn

Im Wiesental und anderswo gilt – „Willkommenskultur“ ist Schwachsinn. Sprachlich und inhaltlich. Und daran ändert auch nichts, dass alle davon reden. Warum? Weil dieser verquere „Politikersprech“ den Blick auf die Wirklichkeit verstellt und Ehrlichkeit in einer notwendigen politischen Diskussion und bei einer zu erwartenden gesellschaftlichen Veränderung unterbindet.

„Willkommen“ sind nämlich Gäste. Gäste allerdings kommen freiwillig, sie sind in der Regel eingeladen und die Gastgeber bestimmen Ihre Zahl und den Zeitpunkt des Kommens. Und sie gehen in der Regel wieder. Nichts von alledem trifft zu auf die Flüchtlinge, die gegenwärtig nach Europa und im Besonderen nach Deutschland strömen.

Das Bedeutungswörterbuch beschreibt den Begriffsursprung mit „willekome“, also wurzelnd in „Wille“ und „kommen“, letzteres wohl partizipial und demnach etwa „nach Willen angekommen“, also „als Gast erwünscht und gewollt“. „Gern gesehen“, „erwünscht“ und „angenehm“ sind so die vorgeschlagenen Synonyme. Passt wohl irgendwie nicht zu überfüllten Notunterkünften, rollenden Todesfallen und brennenden Asylunterkünften.

Aber Pfarrer, Politiker und Schauspieler – und leider auch viele Journalisten – mögen das Wort trotzdem. Weil sich damit wunderbar die Wirklichkeit verschleiern lässt: Zum Beispiel, dass es nichts, aber gar nichts mit Humanität zu tun hat, dass Schleuserbanden ungehindert die offenen Grenzen nutzen können und „Flucht“ als lukratives Geschäftsmodell betreiben. Oder dass es unredlich ist, bei Hunderttausenden die Hoffnung auf ein besseres Leben zu wecken, und gleichzeitig keine mittel- und langfrisitige Perspektive bieten zu können, nämlich Arbeit, Wohnraum und gesellschaftliche Teilhabe. Oder dass es nicht angehen kann, dass sich dubiose Immobilienspekulanten oder ebenso dubiose „Hoteliers“, aber auch skrupellose Privatleute mit der Vermietung heruntergekommenen Wohnraums auf Kosten der Allgemeinheit gesund stoßen. Und dass die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft hierzulande möglicherweise nur so lange halten wird, wie der Konjunkturmotor auf vollen Touren läuft.

Verabschieden wir uns also vom kuscheligen Geschwurbel und stellen uns der Herausforderung mit ehrlicher Nüchternheit. Das bedeutet in jedem Fall, all den Menschen, die aus den Kriegsregionen ihr Leben bis hierher gerettet haben, aktiv zu helfen und ihnen das Ankommen zu erleichtern und mittelfristig das Leben in diesem Land zu ermöglichen. Das heißt unter anderem aber ebenso, eine offene Debatte darüber zu beginnen, ob die bestehende Asylpolitik wirklich in die Zukunft weist, und ob jeder ein Flüchtling ist, der heute so bezeichnet wird. Nicht zuletzt – die Integration unterschiedlichster Kulturen und Mentalitäten ist harte, konfliktträchtige „Arbeit“ mit schmerzhaften Anpassungsprozessen für alle. Ausgang offen. Das passiert nur bedingt im Stuhlkreis oder in der Teestube „Wir haben uns alle lieb“.

Der Zorz

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