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Nachdenkliches Gedenken zum Luther-Jahr in der Kirche zu Tegernau

Markus Manfred Jung und Uli Führe gestalten ein eindrückliches Gedenken an Luther und Hebel

Kleines Wiesental (hf). Es war ein beeindruckender Abend, den die rund 50 Gäste in der Tegernauer Laurentiuskirche erleben konnten. Bei der Veranstaltung „Luther – Hebel – heute“ stellten die beiden Künstler, Markus Manfred Jung und Uli Führe,  die Reformation als einschneidendes und immer noch lebendiges Ereignis in der Geschichte dar. Und Markus Manfred Jung verstand es, in seinen Überlegungen zum  9. November spürbar zu vermitteln, dass der Mensch Luther und die Reformationszeit auch mit den dunklen Kapiteln der deutschen Geschichte eng verbunden bleibt.

„Wir spannen zusammen, um etwas Kultur ins Kleine Wiesental zu bringen“, hatte Pfarrer Christian Rave bei der Begrüßung formuliert. Nach dem großen Erfolg des Abends „Play Luther“ in der Kirche zu Tegernau hatten sich auch zu dem jetzt aktuellen Abend die Kirchengemeinde, die politische Gemeinde, Kunst und Krone Kleines Wiesental und der Tourismusverein Kleines Wiesental zusammengetan, um diesen besonderen Abend zum Lutherjahr auf die Beine zu stellen.

Im ersten Teil des Abends rief Uli Führer den Reformator als Kirchenmusiker und Komponisten den Zuhörern ins Gedächtnis. An ausgewählten Kirchenliedern Luthers, die gemeinsam gesungen wurden, machte Uli Führe deutlich, inwieweit sich Luther an mittelalterlichen Liedern und an Musikstücken aus der katholischen Kirche orientierte, als er seine eigenen Lieder komponierte. Als Luther ab 1525 an seiner neuen Gottesdienstordnung und dem Entwurf einer „Deutschen Messe“ arbeitete, griff er gerne auf im Volk bekannte Melodien und Lieder zurück, die er mit Texten in der Volksspräche neu gestaltete. In einem zweiten Teil schlug Uli Führe mit selbst vertonten Gedichten und starkem Ausdruck den Bogen zu Johann Peter Hebel dem ersten Bischof  der evangelischen Landeskirche.

Markus Manfred Jung steuerte zu dem Abend Lesungen der Geschichten von Hebel und eigene Werke bei. Zu dem Teil des Abends, der am nachhaltigsten im Gedächtnis bleiben wird, gehörte die Ansprache Markus Manfred Jungs, die er von der Kanzel vortrug und deren Thema eine Reflektion zum  9. November war. Es war der 9.11.1989 als er ein neues Heim in Wehr bezog und ihn der Falle der Berliner Mauer als ein Glücksfall der Geschichte überraschte.  Es war aber auch ein 9. November, als 1918 der ertse Weltkrieg zu Ende ging und die Weimarer Republik ausgerufen wurde. Weiter erinnerte Markus Manfred Jung an den 9. November 1923, den gescheiterten Hitler-Ludendorff Putsch und die Reichsprogromnacht 1938, als Hunderte von Synagogen, Häuser und Geschäfte von Juden zerstört und in Brand gesteckt wurden. Auch von Luther sind in seinem Alter anti-jüdische Aussagen und Schriften überliefert. Diese waren 1938 vom thüringischen Landesbischof und Nationalsozialisten Martin Sasse zu einem anti-jüdischen Pamphlet verarbeitet worden. Dass man aus einer christlichen Gesinnung heraus auch anders reagieren konnte, zeigte Markus Manfred Jung anhand der Geschichte Hebels „Glimpf und Schimpf“.

Mit Blick auf die aktuelle Situation des 9. November 2016 und die Wahl zum amerikanischen Präsidenten, schloss der Mundartdichter: „Hoffentlich wird dieser 9. November kein neuer Schicksalstag. Es ist nicht die Zeit, einen neuen Feuerschweif zu entzünden, sondern das Feuer, das innen brennt und zu christlicher Liebe und Verständigung unter allen Menschen führt.“

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