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Märchenonkel im Schafspelz?

Gewagt oder politisch unklug? Man wird trefflich darüber streiten können, ob sich die Industrie und Handelskammer Hochrhein-Bodensee sowie die Wirtschaftsjunioren Hochrhein einen Gefallen getan haben, den umstrittenen SVP-Politiker Christoph Blocher zum Vortrag unter dem Titel „Warum ist die Schweiz wirtschaftlich erfolgreicher als die EU?“ einzuladen. Nicht weil diese Frage uninteressant wäre – so die vorausgesetzte These wirklich eine solche ist und nicht bloß eine Behauptung, sondern weil Christoph Blocher für eine Schweiz steht, die nicht am grenzüberschreitenden Wirtschaften interessiert ist. Und das liegt doch eigentlich im ureigenen Interesse aller Unternehmer hier in der Grenzregion von Basel bis zum Bodensee.

Aus deutscher Perspektive war es dann umso erstaunlicher, wieviel beifälliges Schmunzeln der freundliche, ältere Herr aus der Nachbarschaft an diesem Abend im großen Saal der IHK in Schopfheim erntete, als er in seinen eher hausbackenen Vortrag mit deutlichen Längen das eine oder andere Späßchen mischte. Unversehens stellt sich die Frage, was diesen Unternehmer aus Schaffhausen zu einem der bekanntesten Politiker der Schweiz gemacht hat. Mit dem einschläfernden Charisma  des „Märchenonkels“ brachte Christoph Blocher seine Kernaussagen unters Publikum: Das „Volk als Souverän“, die „neutrale Unabhängigkeit“ als oberstes  Ziel, „niedrige Steuern für freie Entfaltung des Unternehmergeistes“ und wenig Macht für „die Politiker.“ Denen ist nämlich in jedem Fall zu misstrauen. Soweit, so wenig überraschend, solide wirtschaftsliberale Kost. Aber warum man ihm, Christoph Blocher als mit allen Wassern gewaschenen Politiker trauen sollte, blieb sein Geheimnis. Ebenso wie wirtschaftsliberale Positionen zu Abschottung und Freizügigkeitsbeschränkungen passen.

Aber vielleicht sind ja weniger die inhaltlichen Positionen spannend an diesem sich als Volkstribun gebenden Unternehmer, als seine auf weichen Pfoten kommende Polarisierung. Der Märchenonkel im Schafspelz? Für die kleine Abordnung des „Antifaschistischen Aktionsbündnisses“, das vor dem Gebäude demonstrierte, ist die Sache klar – keine Chance für den „Wolf“ Blocher.

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